„Peragit tranquilla potestas quae violentia nequit“ – mit anderen Worten: Ruhige Kraft kann erreichen, was mit Gewalt niemals möglich wäre – sagte der ungarische Staatsmann
Ferenc Deák, der vor mehr als anderthalb Jahrhunderten den österreichisch-ungarischen Ausgleich erfolgreich umsetzte. Lassen wir uns von Standhaftigkeit und Ausdauer leiten, und wenn wir
überzeugend argumentieren, können wir auch andere zur Einsicht führen – so könnte man den Gedanken des Weisen der Heimat fortsetzen. Der Rat des klugen Staatsmanns klingt einfach, doch die
Umsetzung seiner Weisheit ist heute schwieriger denn je. Im Laufe der Geschichte hat die Menschheit viele Herausforderungen gemeistert, doch es gab immer Halt und – ob es uns gefiel oder nicht –
ein System in der Welt, an das man sich anpassen konnte oder musste. Heute haben viele das Gefühl, dass wir in einer Welt ohne Weltordnung leben.
Wie ich in diesem Blog bereits mehrfach zum Ausdruck gebracht habe, sehe ich auch weiterhin, dass die Kräfte, die unsere Gemeinschaften, unsere Gesellschaft und die Welt zusammenhalten sollten,
statt zu konvergieren, auseinanderdriften. Anstatt zusammenzuhalten, erleben wir heute eher eine Zersplitterung. Der Platz des argumentativen und ausdauernden Überzeugens wurde von grober
Arroganz eingenommen: Der Platz des Friedens wurde von Kriegen und bewaffneten Konflikten verdrängt. In den letzten Jahren haben wir an Prozessen teilgenommen, die in früheren
Jahrhunderten vielleicht über viele Generationen hinweg stattfanden. Eine Weltpandemie, eine Reihe von Klimakatastrophen, ein Stellvertreterweltkrieg, die Energiekrise, das offene Übertreten
demokratischer Spielregeln und heuchlerische politische Einflussnahme. Phänomene, die wir hier in Europa und weltweit gleichzeitig erleiden.
Heute hat die Weltbevölkerung die Marke von 8 Milliarden überschritten. Noch nie lebten so viele Menschen gleichzeitig auf der Erde wie jetzt. Die jetzige Generation ist die erste, die die
Auswirkungen des Klimawandels täglich am eigenen Leib spürt und die letzte, die noch etwas dagegen tun kann. Die Menschheit erlebt zum ersten Mal, dass auf der Erde zahlreiche tiefe Konflikte und
eskalierte Krisen parallel ablaufen: Wir leben in einer Ära der permanenten Polykrise. Niemand kann natürlich alles tun, aber jeder kann etwas tun, um aus dem
Chaos unserer Zeit heraus zu einem geordneten Weltbild zurückzukehren, das die alten Griechen noch „Kosmos“ nannten.
Auch in meinem engeren Arbeitsbereich, der Tourismusbranche, sieht es ähnlich aus. Die frühere Ordnung ist zerbrochen: Wir suchen nach einem Weg zu einer schöneren, nachhaltigeren Zukunft, die
die Freude am Reisen wiederherstellt und echte Begegnungen schafft, bei denen oft der Weg das Ziel ist. Ein Name für diese erträumte Zukunft gibt es bereits: die Welt des Neutourismus. Das Rezept ist jedoch noch nicht vollständig, und
von jedem von uns wird noch etwas dazu benötigt. Das wichtigste „Zutat“ jedoch ist Vertrauen und gegenseitiger Respekt – das ist bereits ein fester Bestandteil. Ich glaube, wir
gehen keinen falschen Weg, wenn wir zu den Gedanken des Weisen der Heimat, Ferenc Deák, zurückkehren.
Der Advent und Weihnachten bieten eine besondere Gelegenheit, zunächst unsere eigenen Angelegenheiten zu ordnen, und wenn wir dies getan haben, auch unser Umfeld zu ordnen. Und
wenn wir schon von Anhaltspunkten und Orientierung gesprochen haben: Der feierliche Wiedereröffnung der Pariser Notre Dame während der Adventszeit ist ein
schönes Symbol dafür, wie die Welt tatsächlich sein könnte (oder sein sollte). „Peragit tranquilla potestas quae violentia nequit.“ Mehr Verständnis und Sanftmut, weniger Gewalt und Grobheit. In
diesem Sinne wünsche ich allen lieben Bekannten, Kollegen und Freunden gesegnete und hoffnungsvolle Adventstage sowie ein frohes Weihnachten, reich an
Begegnungen, Freude, Frieden und guten Taten!
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