Mit voller Kraft eines seltsamen Sommers...
Auch dieser Sommer ist wieder einmal besonders ausgefallen. Wir leben im Zeitalter der Widersprüche, eine Art „Welt ohne Weltordnung“ formt sich vor unseren Augen. Citius, Altius, Fortius – hören wir das Motto der Olympischen Spiele. Schneller, höher, weiter… Was im Sport gut ist, muss nicht unbedingt auch am Urlaub gut sein. Der Sommer sollte eher von Entschleunigung, Neubewertung und dem Sammeln von Kräften handeln. Zumindest war das früher so… Heutzutage ist auch die als fünfte Jahreszeit bezeichnete Sommerferienzeit nicht mehr so, wie wir sie in Erinnerung haben. Statt idyllischem Urlaub: extreme Hitze, tobende Stürme, Blitzfluten, der heißeste Sommer aller Zeiten. Diese Ereignisse, die in den letzten Wochen die Schlagzeilen der Presse füllten, und diese Nachrichten und ihre Auswirkungen beschäftigen derzeit viele von uns. Sonnenschein und Gewitterwolken wechseln sich in den Sommermonaten ab. Ähnlich ist die Situation auch am Himmel des Tourismus…
Wie wir bereits zuvor geschrieben haben, sind gleichzeitig Sonnenschein und besorgniserregende, sich immer mehr sammelnde Wolken präsent. Ein seltsamer Sommer dieses Jahr: die Unsicherheit ist zu einem Stammgast in allen Segmenten des Tourismussektors geworden. Vor ein paar Jahren wurde unsere Freude über das Abklingen der Pandemie bereits stark von den Ereignissen und Folgen des Krieges im Nachbarland überschattet. Die Probleme und dunklen Wolken sind seitdem bei uns, die Bruchlinien sind verhärtet. Sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne. Vor ein paar Jahren war es die Pandemie, jetzt flammen an vielen Orten die Symptome des Massentourismus wieder auf. Nachrichten über überfüllte Flughäfen, Verkehrsstau in der Nähe von Urlaubsorten, stundenlange Wartezeiten und Flugverspätungen. Der Krieg im Nachbarland, die daraus resultierende große Unsicherheit, die gestiegenen Preise, der chronische Arbeitskräftemangel werfen alle einen düsteren Schatten auch auf die diesjährige Hochsaison. Die bedrückenden Zeichen der Klimakatastrophe spüren wir dieses Jahr buchstäblich auf unserer Haut, wohin auch immer wir in der Welt reisen, wir können uns nicht von den Anomalien der aus den Fugen geratenen Atmosphäre unseres Planeten unabhängig machen. Seltsam ist dieser Sommer: anders, als wir es uns von Herzen wünschen würden, wie es noch in unseren Erinnerungen an die „guten alten Zeiten“ lebt. Sonnenschein, lauwarme, erfrischende Regenfälle, wasserreiche erfrischende Bäche und üppig grüne Natur. Statt zu grübeln, ist jedoch die Zeit für Handeln und Verantwortung gekommen, denn die Not ist groß!
Über Neutourismus, Auftanken, Neubeginn können wir nicht sprechen, wenn wir keine Strategie und keinen Aktionsplan für die genannten Herausforderungen haben. Was genau erwartet uns in den nächsten Wochen und Monaten, mit welchen Hindernissen können wir im Laufe des Jahres im Tourismussektor noch konfrontiert werden? – das ist weiterhin die große Frage… Reisen handelt von Vertrauen, menschlichen Beziehungen, dem Wunsch nach neuen Entdeckungen, der Befriedigung unserer Neugier. Zu diesem Grundsatz müssen wir unserer Meinung nach zurückkehren, währenddessen ist jedoch ein neuer Ansatz erforderlich. Für den Neuanfang müssen wir neben den wirtschaftlichen auch die geistigen Akkus aufladen. Vielleicht können wir durch das Legen der Grundlagen einer kreislauforientierten Tourismuswirtschaft sicherstellen, dass wir auch in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren noch von glücklichen Reisen sprechen können. Der Mensch und die Harmonie seiner Umwelt – und nicht das Brechen neuer Rekorde – müssen im Fokus unserer Strategie stehen. Wie können wir die Welt durch den Tourismus besser machen, wie können wir die Schäden in heilende Lösungen umwandeln? Diese große Frage stellt sich auch im Tourismus!
Wie in den letzten Jahren und Monaten setzt GD Consulting seine nun fast vierjährige Artikelserie und Berichte aus Österreich, das in vielerlei Hinsicht als Versuchslabor gilt, fort, um Antworten und Rezepte auf die oben genannten Fragen zu erhalten. Trotz der schwierigen Lage, welche Lösungen und Praktiken helfen dem Sektor wieder auf die Beine? Wie kann der akute Arbeitskräftemangel im Gastgewerbe behoben werden, kann er überhaupt behoben werden? Wie wirkt sich der nahegelegene Krieg auf den Sektor aus? Welche Praktiken und Lösungen gibt es zur Stärkung des Gästeverkehrs und zur Gewährleistung der Sicherheit, und wie kann ein neues, nachhaltiges touristisches Ökosystem aufgebaut werden? Diese Fragen suchen wir in ungarisch-österreichischen und mitteleuropäischen Beziehungen zu beantworten. Mit der Zeit wird der Schwerpunkt hoffentlich immer mehr auf die Beantwortung der zweiten Hälfte dieser Fragen gelegt. Es gibt genug Aufgaben, es braucht nur noch Entschlossenheit, Kraft und Ausdauer, um sie zu erledigen. In unserem ungarischen Tourismus-Podcast „Dunakavicsok“ liefern wir ebenfalls monatlich Sendungen zum Thema kreislauforientiertes, nachhaltiges, regeneratives und glückszentriertes Tourismusmanagement, wir erzeugen gedankenanregende Wellen...
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes Auftanken, eine erholsame und erfrischende Zeit für den Rest des Sommers. Mit herzlichen Grüßen vom ungarischen Meer (Balaton)
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Alois Lang (Mittwoch, 14 August 2024 15:46)
Lieber Balázs,
über Deinen Newsletter hab ich mich wieder gefreut. Er kommt gerade recht, weil ich mir bei 35° Aussentemperatur im abgedunkelten Büro die Frage stelle, wie sich bei uns der Tourismus entwickeln wird, wenn – wie in diesem seltsamen Sommer – die Auswahl an Outdooraktivitäten immer kleiner wird … Es wird wohl notwendig sein, auch und gerade auf der Betriebsebene, die vielen bisher unterschätzten Angebote zu erkennen und ins eigene Angebot zu integrieren, und dabei mit klugen und erfahrenen Partnern "… ein nachhaltiges touristisches Ökosystem aufzubauen".
Ich wünsch Dir trotz allem einen angenehmen Sommer!
Alois